Session: Daten sichtbar machen – Daten schützen (S116)
Die glückliche Kombination aus Netzneutralität und technologischer Innovation erlaubte spätestens seit den frühen 2000ern das Aufbegehren neuer Modi der Informations- und Wissensproduktion, basierend auf Kooperation, Kollaboration, und Openness. Wikipedia, sowie das GNU-Projekt, sind beispielhaft für die Entwicklung web-basierter „Information Commons“—also Wissensressourcen, die aus Prozessen des gemeinsamen, bedürfnisorientierten Produzierens, Pflegens und Nutzens hervorgehen (Commoning).
Seit der Herausbildung von Tech-Giganten werden Information Commons jedoch zunehmend auf privaten, profit-basierten Plattformen, wie etwa Facebook oder Google, gespeichert und verteilt. Diese Firmen definieren wiederum auf welche Art und Weise Zugang zu Informationen und Wissen reguliert wird. Mehr und mehr werden Medieninhalte und andere Wissensformen nicht mehr als Dienste für die Öffentlichkeit verstanden, sondern als Produkte für die Maximierung von Profit, während Menschen zu Konsument*innen dieser Inhalte reduziert werden. Das Aufkommen von Desinformationen, „Fake-News“, und dem „Postfaktischen“ muss daher auch hinsichtlich der Kommodifizierung von Wissen und dessen Plattformen diskutiert und verstanden werden.
Vor diesem Hintergrund argumentiert dieser Vortrag für die Re-Imagination von Bibliotheken als Räume des Commonings. Denn Commoning kann sowohl der Kommodifizierung von Wissen aktiv entgegentreten, als auch den offenen Zugang zu vertrauenswürdigen Informationen gewährleisten.
Wie können Linienaufgaben, Veranstaltungsformate, Commoning-Techniken, und Open-Source Technologien dafür fruchtbar gemacht werden, um Bibliotheken als Räume des Commonings von offenem Wissen zu rekonzeptualisieren? Oder anders gesagt: Wie können wir in Bibliotheken private und öffentliche Ressourcen nutzen, und verhandeln, um das Schaffen von Commons zu befördern? Die Bibliothek des Goethe-Instituts Athen dient dem Vortrag als Beispiel dafür, sich diesen Fragen praktisch anzunähern.
Dimitris Soudias1
1Goethe-Institut, Information & Bibliothek, Athen, Griechenland
Speakers: Dimitris Soudias