Session: Studiengang und Berufspraxis (S75)
Die Entwicklung der Evidenz-basierten Medizin in den letzten drei Jahrzehnten wäre ohne den Beitrag der Bibliothekare oder "Information Specialists" nicht denkbar gewesen. Bibliothekare tragen als Ko-Autoren von systematic reviews Verantwortung für die lückenlose Erfassung der publizierten und nicht publizierten Forschung; sie übernehmen Lehraufträge im medizinischen Curriculum, betreuen Masterarbeiten mit, und als "clinical librarians" sorgen sie dafür, dass klinische Entscheidungen auf der bestmöglichen Evidenz aufbauen. Das Methodenrepertoire medizinischer Bibliothekare ist schier unüberschaubar, und so prägen sich zunehmend Spezialisierungen heraus.
Während einerseits die generischen bibliothekswissenschaftlichen Studiengänge wenig für Medizinbibliothekare Relevantes enthalten, fehlte bisher ein fachspezifischer Studiengang. Am Ende einer mehrjährigen und vor allem in Grossbritannien und der Schweiz geführten Diskussion steht nun ein modular aufgebauter, englischsprachiger, komplett als on-line-Programm konzipierter Studiengang, den die Fachhochschule Graubünden mit einem Team internationaler Experten aufbaut. Das erste Modul, in systematischer Literaturrecherche, soll 2020 lanciert werden.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die Bedürfnisse medizinischer Bibliothekare und in die Entwicklungsgeschichte des neuen Programms, stellt das Gesamtkonzept und die Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Programmen vor, und versucht einen Ausblick auf die Entwicklung.
Gerhard Bissels1
1Fachhochschule Graubünden, Schweizer Institut für Informationswissenschaft, Chur, Schweiz
Speakers: Gerhard Bissels