Session: Provenienzen – Merkmale – historische Bestände (S83)
In der aktuellen Debatte um koloniales Raubgut liegt der Fokus häufig auf Objekten in deutschen Museen und Sammlungen. Die ebenso wichtigen Bestände in Archiven und Bibliotheken stehen weniger im Vordergrund. Tatsächlich befinden sich auch in Bibliotheken Sammlungen, die dem Themenfeld des „Kultur- und Sammlungsguts aus kolonialen Kontexten“ zuzuordnen sind.
So restituierte die französische Nationalbibliothek 2011 eine 297 Bände umfassende Sammlung koreanischer Hofannalen, die 1866 im Zuge einer sogenannten „Strafexpedition“ erbeutet worden waren. Daneben befinden sich in Bibliotheken zahlreiche Nachlässe von Akteuren der Kolonialgeschichte, umfangreiche fotografische Bestände sowie wesentliche Sammlungen von Titeln der Kolonialliteratur, die zum Teil bereits in vorbildlicher Weise online zugänglich gemacht worden sind.
Aufgrund dieser Bedeutung von Bibliotheken für das Themenfeld der „Kolonialen Kontexte“ richtet sich die Förderung des am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste eingerichteten Fachbereichs ausdrücklich nicht nur an Museen und Universitäten, sondern ebenso an Archive und Bibliotheken. Der Beitrag geht darauf ein, was unter „Kolonialen Kontexten“ in Bibliotheken zu verstehen ist, skizziert mögliche Forschungsansätze und bietet eine Übersicht über die Fördermöglichkeiten durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste.
Jan Hüsgen1
1Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Fachbereich „Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“, Magdeburg, Deutschland
Speakers: Jan Hüsgen