Im Sommer 2014 wurde die sogenannte Digitale „Agenda“ vorgestellt, die als „netzpolitisches Regierungsprogramm“ bezeichnet wurde. Aus texttypologischer Sicht handelt es sich aber eher um einen PR-Text, der so aussieht, als sei er ein Auszug aus einer Wahlkampfbroschüre. Der Vortrag analysiert den Text zunächst inhaltlich, um zu zeigen, worum es im Einzelnen geht und wo Widersprüche auftauchen, dann aus textkritischer und aus linguistischer Perspektive. Insbesondere werden bestimmte Interessen der Bundesregierung und anderer Akteure deutlich, die weniger offen thematisiert werden, aber doch sprachlich zu Tage treten.
Am 20. August 2014 wurde in Berlin die so genannte Digitale „Agenda“ der Bundesregierung vorgestellt. Das „netzpolitische Regierungsprogramm“ wurde begrüßt, aber viele Kritiker qualifizierten es als „zu wenig, zu spät“. Dabei ist wenigen aufgefallen, dass es sich in Bezug auf die Textsorte um einen PR-Text handelt, der wenig Ähnlichkeiten mit einem Regierungsprogramm hat, sondern eher so aussieht, als stamme er aus einer Wahlkampfbroschüre. Eine textkritische und eine linguistische Analyse ergeben, dass von einer „Agenda“ wenig zu spüren ist, obwohl das Wort „aktiv“ sehr häufig verwendet wird, allerdings in Kontexten, die nichts mit Aktivitäten zu tun haben. Das ist nicht der einzige Widerspruch. Es zeigt sich wieder einmal, dass die Sprache des Textes auch versteckte Interessen an den Tag bringt.
Speakers: Martin Haase