Abstract Text: 2014 startete ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes langfristiges Forschungsprojekt an der Staatsbibliothek zu Berlin, das die Wege von NS-Raubgut nach 1945 anhand der Überlieferung zur Tätigkeit der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) untersuchte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden umfangreiche Altbestände und als herrenlos angesehene Bücher, die sich teilweise nur notdürftig gesichert in Sammelstellen und Bibliotheken befanden, bewegt. Große Bestandsverluste der deutschen Bibliotheken durch Kriegseinwirkungen waren ausschlaggebend dafür, dass diese Bücher nun intensiv zur Lückenergänzung genutzt und weiterverteilt wurden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1953 nahm die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) die Funktion einer zentralen Tauschstelle für alle Bibliotheken wahr, die im Zuständigkeitsbereich des Staatssekretariats, dann Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR lagen. Die Anzahl dieser Bibliotheken bemaß sich bei Gründung der ZwA auf nicht viel mehr als zehn Einrichtungen. In den Folgejahren wuchs dieser Kreis auf an die 100 Bibliotheken.
Nach Projektabschluss soll nun beantwortet werden, in welchem Umfang die ZwA bei ihrer Tätigkeit NS-Raubgut verteilte, woher diese Bücher stammten und welche Wege diese Exemplare sowohl vor als auch nach 1945 nahmen. Aber auch die Herkunft anderer ZwA-Bestände wirft Fragen auf: etwa aus den sogenannten Schlossbergungen oder aus Bibliotheken, die bei „Republikflucht“ zurückgelassen werden mussten.
Der Vortrag präsentiert eine Bilanz der mehrjährigen Forschung, zeichnet an ausgewählten Beispielen die Wege in der DDR verteilter Bücher und Bestände nach und wirft gleichzeitig neue Fragen auf.