Abstract Text: Die ETH-Bibliothek hat eine lange Tradition in der Nutzung von GIS-Technologien in der Erschliessung und Vermittlung ihres Kartenbestands. Sowohl in der Katalogisierung als auch im Zugang des Kartenbestandes wurden seit den 90er Jahren GIS-basierte Applikationen eingesetzt und in den letzten Jahren konsequent weiterentwickelt. Seit 2017 nutzt die ETH-Bibliothek auch den Georeferencer von Klokan Technologies, um digitalisierte Karten mit räumlichen Daten zu versehen. Ein wesentlicher Teil übernimmt dabei die «Crowd».
In zwei Projekten konnte die ETH-Bibliothek so Erfahrungen mit «Crowdsourcing» beim Georeferenzieren von digitalisierten Karten sammeln. Das erste Projekt von 2017 dauerte nur knappe drei Monate, dann waren die 1000 Kartenblätter aus Einzelkarten durch die Öffentlichkeit georeferenziert. Da die angereicherten Karten insbesondere für Forschung und Lehre bereitgestellt werden sollen, galt eine besondere Aufmerksamkeit der Qualität der georeferenzierten Karten. Die gestellten Ansprüche hinsichtlich Präzision und korrektem Arbeiten wurden dabei erfüllt, die Auswertung der Ergebnisse war sehr positiv.
Daher wurde im November 2019 ein zweites Projekt gestartet. Diesmal wurden mehrheitlich Karten aus digitalisierten Atlanten zugänglich gemacht. Die Herausforderungen bei der Arbeit mit diesen «versteckten Karten» waren aber höher: Anders als im ersten Projekt gab es für diese Karten noch keine Randkoordinaten, weshalb die Crowd einen höheren Aufwand bei der Verortung der Karten hatte. Schwankende Teilnehmerzahlen und Herausforderungen aus der Corona-Pandemie sorgten zusätzlich für eine längere Laufzeit, weshalb die Georeferenzierung der 1650 Karten erst im Dezember 2020 abgeschlossen werden konnte.
Der Vortrag greift die Eigenheiten und Verläufe der beiden Projekte auf, zeigt deren unterschiedlichen Herausforderungen, aber auch Potentiale und Anknüpfungspunkte, sowohl für Bibliotheksnutzende und für Forschung und Lehre, als auch für die Institution selbst.