Abstract Text: Der Beitrag liefert einen Ăberblick sowie erste Ergebnisse zu einem derzeit am Musikwissenschaftlichen Institut der UniversitĂ€t zu Köln laufenden Projekt, in dem gefördert durch das DZK der Rara-Bestand der Institutsbibliothek auf seine Provenienzen hin untersucht wird. Zentrales Ziel des Projekts ist es, zu klĂ€ren, ob im Laufe der Jahre 1933-1945 BestĂ€nde in die Institutsbibliothek gelangt sind, deren ErwerbungsumstĂ€nde im Sinne aktueller Definition als NS-Raubgut zu beurteilen sind. Ausgangspunkte fĂŒr eine genauere ĂberprĂŒfung der BestĂ€nde sind einerseits nachgewiesene Verbindungen zwischen Institutspersonal und dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg â Sonderstab Musik sowie das Auffinden von RechnungsbĂŒchern des Musikwissenschaftlichen Instituts, die den Zeitraum 1932-1945 dokumentieren. Bislang waren fĂŒr die Zeit von der GrĂŒndung des Instituts 1920 im Kontext der GrĂŒndung der neuen Kölner UniversitĂ€t 1919 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs keine Rechnungs- oder ZugangsbĂŒcher bekannt. Durch diese nun vorliegenden Dokumente bietet sich eine neue Möglichkeit, die AktivitĂ€ten, GeschĂ€ftsbeziehungen und Netzwerke des Instituts in der Zeit von 1933-1945 konkret nachzuvollziehen und mit weiteren Erkenntnissen wie Provenienzmerkmalen an den Objekten selbst, weiteren Archivquellen etc. in Verbindung zu setzen.
Neben der systematischen ĂberprĂŒfung des genannten Teilbestands und ggf. der Identifizierung und gezielten Erforschung kritischer ZugĂ€nge steht das damalige Personal des Instituts sowie dessen vielfĂ€ltige Verflechtungen in Strukturen der UniversitĂ€t und des Wissenschaftsbetriebs, der Stadt, des Staates, der NSDAP und des Kulturlebens im Fokus des Interesses. Am Ende des Projekts sollen neue Erkenntnisse ĂŒber die Provenienzen der BestĂ€nde sowie auch ein besseres VerstĂ€ndnis der lokalen, regionalen und ĂŒberregionalen Netzwerke und Kontakte stehen, mittels der die Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts in der NS-Zeit aufgebaut bzw. erweitert wurde.